Istanbul 17.04.14 – 21.04.14
Flugreise 1.800 Km
Fisch aus dem Goldenen Horn?
Eigentlich kommen wir nur immer wieder auf ein Balik-Ekmek in diese Stadt. Schon bei unserem ersten Besuch haben uns die schmuckvollen Kutter, die im Goldenen Horn liegen und von denen trotz erheblichem Wellengang ein Fischbrötchen nach dem anderen verkauft wird, angezogen. Und weil an einem Abend nach einer langen Stadtwanderung, auf einem glücklich belebten Platz, mitten in Istanbul, jeder Fisch zu etwas ganz besonderem wird, waren wir davon überzeugt, dass dieses die besten Fischbrötchen unserer Welt sind. Zunächst hatte ich zwar kurze Bedenken hier einen Fisch zu verspeisen, die Gewässer der Millionenmetropole schienen mir nicht die beste Kinderstube für ein Wassertier, doch da er so gut schmeckt griff ich auch 3 Jahre später, bei unserem zweiten Besuch der Stadt wieder zu. Erst kurz vor unserer dritten Reise erfuhren wir durch Zufall, dass die Fische, die von den Kuttern auf dem Goldenen Horn verkauf werden, tiefgekühlt aus Norwegen kommen. Ob dieses Wissen den Fisch entzauberte? Heute bei unserem dritten Besuch in der Stadt sitzen wir mit meiner Mutter und meinem Bruder zusammen auf der Steintreppe am Wasser, lassen die Eindrücke des ersten Tages in Istanbul auf uns wirken, und beißen ständig auf Gräten herum. Auch das Fischfleisch scheint nicht mehr so geschmackvoll, Andreas und ich schauen uns an und sind beide enttäuscht, wie kann etwas so an Zauber verlieren?
Lernen sich im Jetzt zu verlieren
Kennen wir zwei die Stadt zu gut, um uns im fremden Gewimmel des großen Basars zu verlieren, um über die weite Kuppel der Hagia Sophia zu philosophieren und sich von den Farben der Blauen Moschee überwältigen zu lassen? Am dritten Tag finden wir den Zauber der Stadt wieder. Meine Familie schlendert durch Sultan Amet und wir fahren mit einem Linienschiff das Goldene Horn hinauf. Wollen die alte Stadtmauer des damaligen Konstantinopel (5.Jhd.) ansehen. Eine Wanderung entlang an Verkehrstrassen, kleinen Moscheegärten, durch neue und alt verwinkelte Wohnviertel.
Es ist warm und wir erklimmen die Mauer, sehen über die weiten Hügel der Stadt. An einem Ort, den die Dolmus-Bus-Fahrer für ihre Mittagspause wählen, schlüpfen wir durch die Pforte einer Moschee. Auf einer Bank vor dem aus Sandstein erbauten Gebäude, sitzt ein alter Mann und nickt uns freundlich zu. Wir streifen unsere warmen Schuhe ab, und betreten den weichen Teppich des Gotteshauses. Licht fällt durch die roten Mosaikfenster unterhalb der Kuppel und erfüllt den Raum mit ruhiger Lebendigkeit. Wir setzen uns vor der rückwertigen Wand auf unsere Füße und schauen. Weiter vorn betet ein junger Mann, in einem Hinterraum huscht ein älterer umher. Später als wir aus dem Gebäude treten setzen wir uns mit einem kühlen Ayran in einen der Cay-Gärten, in denen noch vor wenigen Minuten die Dolmusfahrer pausierten. Wir sehr liebe ich es, an solchen Orten mit Andreas zu sitzen, die Füße zu entspannen, das Leben zu beobachten und die Zeit verstreichen zu lassen.