Helsinki Sankt Petersburg

HeimFaehre

Die Landmarke in Travemünde - das Maritim

Ratzeburg / Deutschland

28. Reisetag

720 Kilometer

Unser Männeken spielt in der obligatorischen Badewanne russischer Hotels. Er ist tapfer juckt sich kaum an seinen vielen Insektenstichen, ich kann mich oft schwerer zusammenreißen. Erst jetzt merken wir wirklich, wie sehr uns die Radtage gefordert haben. Spielen, essen, leben, Krabbeln, alles fand auf den wenigen m2 unsers Innenzeltes statt, außerhalb der dünnen Wände herrscht Regen, oder machen uns Insekten das Sein unmöglich. 

Beim Planschen des Kleinen wird mir klar, dass ich diesen Sommer noch anderes möchte, als Gegen Frost, Regen, Straßenverkehr und wilde Steckmücken zu bestehen. 

Zwei Tage später schauen wir, bei einer spektakulären Ausfahrt, auf den Hafen St. Petersburgs. Mit einem russischen Kreuzfahrtschiff geht es für uns Richtung Helsinki und von dort mit der Fähre wieder gen Heimat. Auch für uns ist es etwas überraschend als wir uns zwischen Kreuzfahrenden Passagieren auf der Peterline wiederfinden, aber als der Kleine im „Kinderland“ freudig auf andere Zwerge zukrabbelt und sich über Gesellschaft freut, sind auch wir mit unserer Entscheidung eins.  

Ein Monat auf dem Rad und was kann der Sommer uns noch bringen? Wir werden uns in der nächsten Woche neu sortieren und wieder aufbrechen, wie und wohin? - Wir planen noch, nehmen Euch aber dann sehr gerne wieder auf die Reise mit.

 

 

Sankt Petersburg

In den Strassen Sankt Petersburgs

Sankt Petersburg / Russland

Spazieren über den Nevsky Prospekt; schon auf dem Weg zur St. Petersburger Magistrale sind wir von der bunten Lebendigkeit der Straßen begeistert. Unser Stadt-Reiseführer steht zuhause im Bücherregal, bis auf zwei, drei Gebäude kenne ich Namen und Orte der architektonischen Highlights dieser Stadt nicht, um so mehr staunen wir bei unserem ersten Gang durch die junge Stadt (Gründung 1703 unter Peter dem Großen) über die große Zahl an spektakulären Bauten. Die Erlöser-Kirche erinnert uns in ihrem Stil an Moskau, die Kazanskij-Kathedrale verkörpert den Machtanspruch der Nevametropole in Anlehnung an römische Architektur und in der Isaacs-Kathedrale können wir unseren Blick kaum von der kunstvoll verzierten, drittgrößten Kuppel der Welt abwenden. 

Die Ermitage, eines der drei größten Museen der Welt, betrachten wir nur von außen, aber auch die prunkvolle Fassade beeindruckt. Der kleine Mann ist kein guter Begleiter in Gemäldesammlungen und prunkvollen Schlosssälen. 

Auf dem kurzen Weg ins Hotel geraten wir in einer Nebenstraße in das lebendige Treiben eines zentralasiatischen Marktes. Usbekische Mützen, Rauch vom Kebabgrill - sofort fühlen wir uns in die Zeit unserer großen Radreise zurückversetzt.

 

 

 

Noch drei Schlagbäume bis zum Ladogasee

Am Ladogasee über 17.700 km² Süßwasser

Sankt Petersburg / Russland

25. Reisetag

620 Kilometer

Viele deutsche Vokabeln kann der Mann vor dem Produkti nicht, aber das Wort „Schlagbaum“ höre ich in seinem aufgeregtem Redeschwall immer wieder. Aufgeregt war er schon , als ich ihm erklärte, dass wir mit dem Veloziped aus Helsinki in sein Dorf geradelt sind, aber als ich ihm auf der Karte unsere weitere Route zeige schüttelt er immer wieder mit dem Kopf.

Wir wollen über kleine Wege nach St. Petersburg, dem russischen Verkehr ausweichen. Auf unseren Karten haben wir uns für den Weg direkt am Ladogasee entschieden. Schön müsste es sein am größten Süßwassersee Europas. Kann uns da ein Schlagbaum aufhalten?

Als wir einige Kilometer später am ersten Metalltor stehen, entscheiden wir, nein, ein Schlagbaum kann uns nicht aufhalten; am zweiten Schlagbaum sind wir schon geraume Zeit auf der schlechten Piste unterwegs und mögen nicht umkehren und am dritten springt ein Hund aus dem Wald und ein runtergekommener Mann tappst, sich die Hose hochziehend, aus einem Waggon im Wald und schaut uns verwundert an. 

„Geht es hier nach St. Petersburg?“, ich ergreife die Flucht nach vorne. Nach meinen gestenreichen Erklärungen winkt er uns mit einem kopfschüttelnden „Good Luck“ durch, macht uns dann aber noch klar, dass wir geradewegs durch ein Militärgebiet reisen. 

Hinter diesem Tor können wir die Räder oft nur noch durch den Sacksand schieben; mehr als die drei Sperren, lässt uns das an unserem Weg zweifeln. 

Am Abend sitzen wir am Strand des Ladogasee und genießen den weiten Blick über das endlose Wasser. Ein leichter Wind vertreibt Mücken und Gnitzen. 

Als wir immer noch ratlos weiter durch den Sand schoben hatte uns Nikolay mit seinem Quad abgefangen. Er und seine Freunde würden sich jedes Jahr einmal, die Wachposten umfahrend, im Gebiet treffen und ein paar Tage Wildnis genießen. 60 Km lang sei das Militärgebiet erfahren wir hier und dass das, was als Straße in unserer Karte verzeichnet sei, eine einzige Sacksandpiste durch einsame Natur ist.

Nach der Nacht am Ladoga geht es für uns zurück, durch Sand und Fluss und an den drei Toren vorbei zurück ins Dorf. 24 Stunden später stehen wir vor dem gleichen Produkti, und die Frau aus dem Laden schenkt Albert auch dieses mal einen Kringel Wurst.

 

 

Von Vyborg über die Dörfer nach St. Petersburg

Schöne Route durch ruhige Wälder

Sankt Petersburg / Russland

25. Reisetag

620 Kilometer

Alle 10 Km hängen wir unsern kleinen Begleiter samt Anhänger ans andere Rad, dass verschafft uns halbwegs Chancengleichheit. Doch sooft der Asphalt auf den wenig befahrenen Strecken einer sandige Wellblechpiste weicht, kann auch schon nach 5 Km gewechselt werden. 

 

Es geht bei kalten Temperaturen (11-16°C) durch Fichtenwald. Immer wieder tauchen kleine Siedlungen und weite Wiesen auf. Über uns spannt sich der graue Regenhimmel. Um 11 Uhr ist Spielpause, dann ist der kleine Mann wach und will raus auf eigenen, wackeligen Beinen stehen. Ca. drei Stunden trotzen wir den Mücken, Gnitzen und dem immer wieder einsetzendem Regen. 

 

Am frühen Nachmittag heisst es dann Campsuche. Haupt Augenmerk; der Platz sollte windig sein um die fliegenden Angreifer zu vertreiben und das Zelt zu trocknen. Nachts wird es empfindlich kalt in Karelien, am Morgen taut Andreas das Wasser im Wasserkocher auf.

Die Strecke ist naturschön und ohne schweren Verkehr, doch Wetter und Gnitzen lassen uns daran zweifeln, ob sie auch Kinderkompatibel ist.

 

 

Stockfisch & heiliger Sand

Russland pur! Birkenwildnis & Mücken.

Vyborg / Russland

16. Reisetag

445 Kilometer

Das Gewitter kam am Abend als der kleine Mann bereits schlief und auch wir uns zeltfettig machten. Um 22 Uhr, als der Regen aufhörte und ich noch einmal aus dem Zelt kroch, war es windstill und die Mücken freuten sich über Besuch. Doch der Blick über die noch graue Ostsee mit dem strahlenden Regenbogen, die durch die Westsonne angeschienen Baumwipfel und die rote Hose des Fischers auf dem blanken Grau der Ostsee, die dieses Bild bunt bekleckste, entschädigte.

Am Morgen waren wir in Russland eingereist, hatten unsere erste Pause an einer keinen orthodoxen Kirche eingelegt und uns direkt von der russischen Gastfreundschaft überzeugen können. Die Frau, die in der Kapelle saß, versorgte uns mit Kaffee, russischem Gebäck und gab uns dann noch eine kleine Tüte mit heiligem Sand aus Jerusalem mit auf den weiteren Weg - wo der Straßenverkehr härter wird, muss Übermenschliches helfen, das kennen wir bereits aus anderen Teilen der Welt!

Heute im Hotel  muss ich das Internet befragen, wir man russischen Stockfisch zubereitet, den am Abend vor dem Camp an der See, waren wir bei der Suche nach Wasser auch noch mit Fisch und Birkensaft beschenkt worden.

 

 

Finnland Süden

Finnlands zahlreiche Gewässer - Mücken satt!

Helsinki / Finnland

11. Reisetag

288 Kilometer

Die 170, die Verbindung von Helsinki zur russischen Grenze, ist in ihrer Verkehrswichtigkeit durch die parallele Autobahn abgelöst. Wir teilen uns die Straße mit wenigen, erstaunlich rücksichtsvollen Autofahrern. Ab und an begleitet ein Radweg die stetig auf und ab führende Straße. In der dichtbesiedeltsten Region des Landes kommen wir alle 10 bis 20 Km durch ein Dorf, einen kleinen Ort; oder ein Schulzentrum taucht im Nirgendwo an einer Kreuzung auf. 

Wald und kleine Felder wechseln sich ab, und der Ostwind der uns das Treten schwer macht, bringt uns endlich sonniges Wetter. Das Land erinnert uns an eine Mischung aus den USA, aus Schweden und manchmal entdecken wir Details, die wir aus Moskau kennen. 

 

Gestern haben wir die „Küstenstraße“ Richtung Küste verlassen und genießen einen Freien Tag auf einem Campingplatz. Die Radtage mit Baby im Anhänger sind kurz, wir verausgaben uns in den kurzen Schlafperioden des kleinen Mannes und fluchen über jeden Hügel, meinen aber in echt unsere unzureichende Kondition mit Anhänger am schweren Rad. Der Alltag spielt sich dennoch langsam ein; nur einen ersten Regentag fürchten wir.

 

 

Helsinki - Finnlands Hauptstadt

Die Tram fährt durch Helsinkis Altstadt

Helsinki / Finnland

8. Reisetag

126 Kilometer

„Zum Leben sicher ein sehr schöner Ort, aber zum Ansehen?“ Ich bin skeptisch ob Helsinki eine Reise wert ist, aber Andreas meint, ich solle  der Stadt noch etwas Zeit geben, mein Urteil kommt ihm etwas zu schnell. 

Auf der gut 20 km langen Radtour vom Fähranleger in die Innenstadt, sind wir durch schönste Natur, an Uferkanten, durch Parks, an kleinen Hafenbecken und durch freundliche Vorortsiedlungen aus Holz und schlicht schönen Steinhäusern pedalt. Hinter einer weiteren Brücke warteten dann endlich das Zentrum mit seinen durchaus prächtigen, alten und mehrstöckigen Fassaden auf uns.

Es ist eine angenehme Stadteinfahrt. Breite Radwege leiten einen in Finnlands Hauptstadt und auch wenn die Winter hier länger als im Norden Deutschlands sind, scheinen erstaunlich viele der etwa 600.000 Einwohner Helsinkis mit dem Rad unterwegs zu sein. 

 

Über die Ostsee

Typisch Norden! Die Sonne steht noch lange am Horizont

Helsinki / Finnland

7. Reisetag

126 Kilometer

Am späten Abend der zweiten Seenacht treffen die Wellen weiter seitlich auf die Fähre. Man kann deutlich spüren, wie die Welle unter dem 200 m langem Schiff hindurchrollt. Ein entspannter Tag liegt hinter uns, die Hektik der letzten Tage vor unserem Aufbruch ist gewichen. Zusammen liegen wir bäuchlings auf der oberen Koje in unserer Kabine und schauen aufs Meer, unten schläft das kleine Bündel.

Zwei Radtage und 100 Km liegen hinter uns, vor uns liegt die Ungewissheit, ob eine Radreise auch zu Dritt gelingen kann. Am Morgen tauchen erste finnische Schären aus dem Nebel auf, ein paar Büsche, eine Hütte und erstaunlich kleine Fahrwassertonnen begleiten uns in den Hafen.

Die aktuelle Tourenkarte

Hier stellen wir immer mal wieder Wegpunkte unserer Tour rein.

 

 

Wir freuen uns über Kommentare

Kommentar von Malte |

Ich habe Eure Welttour gerne verfolgt. Die "alte Seite" hatte einen RSS-Feed, um immer auf dem Laufenden zu bleiben. Werdet ihr den hier auch einrichten?

Kommentar von Martin |

Daumendrück!
Martin

Kommentar von Volker |

Gute Reise und immer genug luft im Reifen

Kommentar von Martin |

Jetzt bekommt ja "rolling home" eine neue Bedeutung.
Ich wünsche euch gutes Wetter und ausreichend Schlaf.
Dann rollt mal schön! :)
Martin

Kommentar von Ulla und Wolfgang |

Wir verfolgen Euere Tour mit und sind gespannt,was ihr noch so alles zu sehen bekommt ! Wir wünschen Euch eine gute Fahrt und passt schön auf euren Sohn auf !! Ulla und Wolfgang

Kommentar von Carola und Ulrich |

Hallo Ihr Lieben,
wir haben viel an Euch gedacht und verfolgen Eure Tour.
Ja, mal wieder Bilder, die uns lächeln lassen - danke fürs mitnehmen!
Carola überlegt noch, was sie Euch schreiben möchte...
Sie überlegt immernoch...
Ich schicke jetzt mal einfach los.
Ulrich

Kommentar von nico |

Hallo Ihr zwei, äähh drei!
Super gerne habe ich Eure Reise 2011 und 2012 verfolgt und freue mich nun um so mehr das es weiter geht. ;) Ich wünsche Euch eine interessante und sichere Reise!
Grüße aus der Pfalz!

nico

Kommentar von Martin |

Funktioniert das mit dem Zelt als mobiler Banya?
Wäre ja eine Idee für's Sortiment :)
Macht's gut!
Martin

Kommentar von Micha_Dresden |

Hi!
Wie ich sehe AKrü, fotografierst du immer noch nicht 16:9 ;-)
Sieht trotzdem gut aus!

Euch Dreien eine gute Zeit!

Micha

Kommentar von Martin |

Ach ja, das Wetter und die Mücken. Eine unerquickliche Geschichte.
Wenn noch ihr Tipps für kindgerechte Segelurlaube braucht, hätte ich da einen ganz guten Erfahrungsschatz :-)
Haltet die Ohren steif!
Martin